Die Nielsen Norman Group hat Apple in einer neuen Studie zu iOS 7 bescheinigt, dass das Design des Betriebssystems in vielen Punkten den Nutzern Schwierigkeiten bereitet. Neue Icons und das Flat-Design sorgen für Verwirrung.
Lange ist iOS 7 noch nicht verfügbar und vermutlich war eine neue iOS-Version nie Gegenstand so heftiger Debatten, wie das derzeit geschieht. Der Grund dafür: Nie zuvor hat das mobile Betriebssystem sein Erscheinungsbild so drastisch verändert.
Die Nielsen Norman Group (NNG) hat sich damit beschäftigt und eine ausführliche Review dazu verfasst, die sich Punkt für Punkt mit dem neuen iOS 7 auseinandersetzt. Auffälligste und wichtigste Änderung ist hierbei natürlich das Flat-Design. NNG erkennt durchaus die Vorteile, die so ein Flat Design mit sich bringen soll und das mitunter auch tut auf den iDevices, weil der Content in den Vordergrund gestellt wird und nicht etwa Design-Spielereien.
Das Flat-Design hat aber auch entscheidende Nachteile, wenn es nicht ordentlich umgesetzt wird. Mitunter wird es schwierig, einen Button zu erkennen bzw ihn vom normalen Text zu unterscheiden. Die Abkehr vom Skeuomorphismus früherer Tage sorgt dafür, dass man als Nutzer nicht immer direkt erkennt, wo man nun auf dem Touchscreen zu drücken hat und wo nicht.
Dazu kommt, dass Apple dabei herrlich inkonsistent vorgegangen ist, wie ihr oben auf dem Screenshot erkennen könnt. Oben ist ein Link dadurch als solcher gekennzeichnet, dass er blau ist, der Link unten ist jedoch rot. Das sieht nicht nur verwirrend aus, sondern sorgt dadurch auch dafür, dass es dem Nutzer das Lernen und Begreifen des neuen Systems erschwert, was sich negativ auf jede neu installierte App auswirkt.
Es gibt natürlich viele Möglichkeiten, wie man einen Link auffällig gestaltet, auch ohne 3D einzusetzen, wie beispielsweise Schatten, die oben gesehenen farbigen Hervorhebungen oder Pfeile. Inkonsequent und inkonsistent umgesetzt sorgt es bei iOS 7 jedoch für deutlich mehr Verwirrung, als es bei den Versionen bis iOS 6 schließlich der Fall war.
Weiter bemängelt NNG, dass auch das Pulldown-Menü zu wünschen übrig lässt. Hier habe man versäumt, die schon mäßige Umsetzung unter iOS 6 signifikant zu verbessern. Kritikpunkt ist hier, dass gerade bei langen Listen die Usability leidet, weil das Menü nur die Hälfte des Displays ausnutzt:
Wesentlich entscheidender ist jedoch die Entscheidung, einigen Icons einen komplett neuen Anstrich zu verpassen. Hier findet die Nielsen Norman Group klare Worte:
Apple has demolished millions of hours of user learning by changing the icons.
NNG erklärt, dass es schon grenzwertig wäre, die Hintergrundfarbe eines Icons zu ändern, weil man als User vielleicht eher sowas wie das “rote Quadrat” erfasst als das eigentliche Motiv des Icons. Noch schlimmer ist es jedoch, den Inhalt des Icons selbst zu ändern. Das ist leider vielfach geschehen, was NNG zu der Erkenntnis bringt, dass die Experience von Millionen Stunden zerstört wurden.
Neben durchaus positiven Aspekten wie beispielsweise ein übersichtlicheres Einstellungen-Menü gibt es aber noch mehr Probleme, die in der Studie aufgefallen sind. So könnte das Swipen viele Nutzer vor Schwierigkeiten stellen, wenn man nicht akkurat genug seine Finger einsetzt. Als Beispiel nennt man das Control-Center, welches ihr durch einen Wisch von unten nach oben aufruft. Wenn ihr beispielsweise einen längeren Text lest, scrollt ihr ebenfalls mit einer Bewegung von unten nach oben – setzt ihr hier ein wenig zu tief an, öffnet ihr ungewollt das Control-Center.
Alles in allem kann die Nielsen Norman Group durchaus Verbesserungen im Design ausmachen, der Usability bescheinigt man aber, dass sie schwer gelitten habe durch die neue Ausrichtung und viele Nutzer vor Probleme stellt. Ich selbst nutze iOS 7 nicht, kann also nicht wirklich beurteilen, wie leicht oder schwer die Umstellung im täglichen Gebrauch tatsächlich fällt. Daher bin ich auf eure Hilfe angewiesen: Sagt ihr mir in den Comments, wie schwierig – oder eben auch leicht – euch der Wechsel von iOS 6 auf iOS 7 gefallen ist und teilt eure Erfahrungen mit uns.
